Schneider Aiden B , Praktikum 2024

2024 kam Aiden B Schneider

vom Landes-Kunstgymnasium in Alzey zu Ende der 12. Klasse, um ein Berufspraktikum beim professionellen  Ölmaler zu machen.

Statt der üblichen 2 Wochen wollte er gleich 4 Wochen kommen, wohl ahnend, dass die Ölmalerei viel Zeit brauchen kann.

Tatsächlich hat er die 4 Wochen durchgehalten, hat gut mitgearbeitet, viel diskutiert über Kunst, Weltpolitik, und Lebensentwürfe und hatte Einblick in meinen Alltag.

So soll ein gutes Praktikum wohl sein.

Erfahren hat er nun, wie intensiv oft die freien Künstler arbeiten, arbeiten wollen und fast immer auch müssen.

Nicht nur über das freie Künstler-tum hat er viel gelernt und was noch mal an Malerei hängen bleibt, wird die Zeit zeigen…

Jedenfalls bleibt als Ergebnis schon mal die Erkenntnis, dass er diesen mühsamen Lebensweg wohl nicht einschlagen wird.

Beeindruckend, faszinierend und letztlich doch abschreckend ist die freie Kunst.

Auch das ist ja Sinn eines Berufspraktikums.

Ich war jedenfalls dankbar für viele Handreichungen und Hilfe bei Vorzeichnungen, was mir schon so sehr schwerfällt.

 

Vielleicht nicht ganz fertig, aber doch erfolgreich war Aiden aber auch in seiner Gestaltung von drei Ölbildern, deren Motive er frei gewählt hat:

Sehr vorsichtig näherte er sich einer freien Kopie nach Rubens „Bethlehemitischen Kindermord“ an.

Diese Vorlage zeigen wir nun nicht, nicht nur weil die ja jeder im Netz finden kann (es gibt wohl zwei von Rubens), sondern, weil gleich nur verglichen wird, anstatt das Erreichte zu werten.

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Auf einer grauen Leinwand, (auch Rubens liebte den grauen Grund),

wurde die Vorzeichnung mit Rötel angelegt, dazu wurde mit dem Paxiscope projeziert.

Diese Rötelspur wurde dann mit Tempera im Pinsel linear nachgezeichnet.

Dabei kamen bereits die drei Grundfarben plus Weiß in Einsatz. Soweit oben das Bild 1, ah nein, im Himmel nähert sich da bereits schon das erste ÖL.

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Mit Öl fortan wurden dann die Formen und Konturen geklärt und erst mal die Schatten und dunklen Stellen vorbereitet. Sowas erleichtert bald die Orientierung. Bild 2. Große Bäume im Hintergrund mutieren zu Schornsteinen.

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Immer klarer wird die Dramaturgie, wenn die Kontraste gesteigert werden. Gestalten und Gestaltungsgeheimnisse sieht man im Bild 3.

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Bild 4 zeigt, dass es sich gelohnt hat, wie Aiden sehr behutsam weiter die Höhen und Tiefen steigert…

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Schließich zeigt Bild 5 noch, was Farbe dann noch ausmacht. Farbe zu deren Einsatz er auch noch etwas Mut gebrauchen kann. Doch Vorsicht ist wohl besser, als ein Übermut, der dann auch schnell zerstört…

Soweit gekommen, nicht fertig, aber kann gerne bleiben … Alles gut!

Neben einer völlig freien Arbeit wollte ich von ihm aber auch eine Malerei nach Stilleben in direkter Anschauung sehen. Dazu wählte er nach einiger Motivdiskussion den anspruchsvollen Vorschlag:

„2 weiße Eier auf weißem Teller auf weißem Tuch“

und baute das neben seinem Malplatz auf.

Hier sehen wir leider nur das Endbild. Schon die Vorzeichnung wurde lange gesucht. Dann bald die erste Ölschicht gelegt, nach Trocknung komplett mit Sienna lasiert und nach Trocknung dieser Lasur wieder mit Höhen und Tiefen gemalt. Dabei zeigten sich enorme Lichtänderungen über den Tag. Weil die Lichtverhältnisse sich so schnell änderten, versuchten wir doch auch noch mal Fotos davon zu machen, was auch fast ein Tag Fotokurs war, mit anschließender Bildbearbeitung am Rechner und langer Diskussion der Favoritensuche.

Zu seiner freien Arbeit bestand schon eine sehr konkrete Idee.

Mit einem Zeh sollte die Wasseroberfläche berührt werden, unter der eine Moorleiche  erscheint.

Da Aiden nicht den Eindruck machte, er wolle solch eine phantastische Visualisierung wirklich werden lassen, gab es keine Einwände gegen seine morbide Bildinszenierung.

Dann hat er sehr lange zeichnend in seinem Skizzenbuch nach den überzeugendsten Verhältnissen gesucht, bzw. suchen müssen. Alle Skizzen wurden lange formal diskutiert, was ihn natürlich immer mehr zur Aussage zwingt und erst, wenn die Anlage des Bildes die Geschichte überzeugend rüber bringt, lohnt sich der Beginn.

Dann wurde begonnen und er malte sehr vorsichtig und langsam.

Ich hatte den Eindruck, irgendwie kommt er nicht recht voran.

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Hier zeigt das erste Bild der Atelierkamera auch schon ein sehr fortgeschrittenes Stadium, welches nach Trocknung für mich erst mal in den wichtigsten Partien gelöst sein sollte. Also war erst mal Kopf der Moorleiche zu malen.

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Ich hatte mir vorgenommen in der freien Arbeit nichts hin zu malen,

und doch wollte ich ihm am Schluß noch mehr Lockerheit und Mut entlocken…

Intensive Malerei hat immer auch mit Verlust zu tun. Das muß man lernen!

Und so füllte ich den Pinsel und gab ihm den, zum Eintrag nach meinem Diktat.

Helfen wollte ich ihm, die Farbe zu befreien und den Pinsel laufen zu lassen.

Brav hat er auch den Weisungen gefolgt.

Dann wurde ich etwas unsicher und das Praktikum war um.

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Jetzt erst sehe ich, daß dabei etwas sehr Zartes verdrängt wurde, das seiner Person viel eher entspricht. Ich habe, wie immer, nur eine Untermalung gesehen, die erst in Schichten zum reifen Bild zu führen ist.

Vielleicht war es aber längst fertig gewesen.

Ja, ich wollte, dass er endlich mal deutlich zum Besen greift.

Dabei war sein Gerät doch eher die feine, kleine Feder.

So gesehen hätte er auch bei Bildzustand 1 aufhören können.

Ah, da ist es ja:

Die Palette, auf der die Ölfarbe gemischt wurde, wurde von ihm noch so gleitend vermalt,

wie ich es eigentlich gerne im Bild sehen wollte.

Und wer lange genug hinschaut, der sieht sogar auch die Moorleiche.

 

Eine kleine Farbstudie auf CD beschäftigte sich noch mit Michelangelos Doni Tondo,

bzw. meiner Neu-Inszenierung mit Panzer. Aiden führte den himmlischen Horizont rundum.

Dadurch machte er die Welt klein.

Also gerne könnt ihr mir wieder solche Praktikanten schicken …