Ausstellung der VHS-Mainz 2019

 

… feierliche Eröffnung im Foyer

 

Ausstellung Schalenberg-Klasse-Malerei in der VHS Mainz, 2019

 

  diese Rede   

und Applaus

 

Du.

Das Selbst und die Welt.

Malerei als Sprache ist Kommunikation.

 

Ich unterrichte Malerei,

nicht nur, um Geld zu verdienen.

Der Sinn dieses Tuns ist eigentlich viel höher!

Es ist eine Feier des unwiederbringlichen Augenblicks

im immanenten Dasein jedes Einzelnen, diese Feier des Daseins,

die dann in ein Bild fließt, welches eventuell länger bleibt,    das Bild,

und das diesen einmaligen Moment   der Feier zeigt

und sagt:   DU BIST DA!.

Das Bild zeigt also das Dasein seines Schöpfers,

also genau diese malende, sich zeigende Persönlichkeit,

und diese wird im Bild entlarvt. Es reift eine Person.

Wer malt, entblößt sich, entblößt sein SELBST der Welt.

Malerei ist Aussage, ist eigener Standpunkt, ist statement.

Sie geht somit tief unter die Haut  und hat sogar was Intimes.

Ausstellung ist Exhibition,    exhibition.

Zeige Deinen Standpunkt!

Das muß man auch wagen!

Mut gehört immer zum Malen auch,

wie auch dann zum Ausstellen!

Aber, Alles ist doch schon gemacht!

Warum malen wir noch?    Wir?

Wir können ja auch ins Museum gehen,

da ist Alles eh viel viel besser.

Das weltweite digital-Netz bietet noch mehr,

immer und überall!

    

Wo bleibt heute noch eine schlüssige Begründung

für unser althergebrachtes malerisches Tun?

Was sagt uns ein Blumenstilleben, wie wir es doch längst gelangweilt kennen, heute noch, – versinkend in der gigantischen Bilderflut.

Ein Berg, ein Feld, ein Baum, ein Tier, sogar der Mensch

ist als Motiv schon so sehr DURCH,

DURCH, DURCH, und DURCH,

daß alle nur gähnen,

alle nur gähnen,

die die Persönlichkeit dahinter nicht erfühlen können.

Eventuell ist eine vermeintliche Schwierigkeit der „Machart“ dann noch mal ein Kriterium für das respektierliche Prädikat: Oh, Gut gemacht!!!!

In dieser Ausstellung sehen wir einige Bilder, die derart „gut gemacht“ sind.

Aber darum geht es nicht unbedingt!

Wer malt, weil er es eben gut kann,

der soll sich sein Lob lieber bei Oma abholen…

Eitelkeit aus beneidenswerter Fähigkeit ist immer gleich verdächtig!

Wer Medaillen will, sollte vielleicht eher Sportler werden…. und sich erhöhen an der Unfähigkeit Anderer … Sowas ist eitel und geht vorüber …

Persönlichkeit aber,   die ,   die   veraltet nie!

Einmalig ist jede Persönlichkeit,  jede,   aber doch!

Nicht nur Motivwahl und Handschrift machen das Besondere aus.

Es schwingt in jeder Malerei noch etwas, was es eben nur einmal gibt.

Man muß allerdings kein Genie sein, um  sich     sich    mit der Welt zu teilen, SICH.

Wer sich zum Malen traut, merkt, dass immer, immer etwas Neues, Unkontrollierbares hinein gelangt, das man kaum erklären kann, und das man annehmen sollte, wie ein großes Geschenk. Irgendwann  dann   haben wir genug dieser Geschenke und dann  entpuppt sich  auch die künstlerische Eigen-Art.

Man zeigt sich…

Aber auch, wer malt, um sich damit selbst zu therapieren, belastet die Umwelt nur unangenehm, denn das Ziel ist in dem Fall nicht das Bild, sondern das Ego.

Der berühmte irre Künstler ist ja eher interessant wegen seiner Krankheit.

Trotzdem hat das Mit-Teilen mit der Welt, diese Kommunikation mit dem Außen, dem Anderen, auch etwas sehr Wohltuendes, ja sogar auch Heilsames.

Man merkt: Malerei geht schon irgendwie nahe, geht unter die Wäsche, geht ins Persönliche. Manche wollen auch gar nicht, daß man in ihrem Bild rum malt!

Deshalb ist ein Mal-Lehrer auch oft schon eine Vertrauensperson.

Und der Lehrer hat die Schwierigkeit, die hohe Aufgabe auch, sich solches Vertrauen zu erwerben… sich dessen also würdig zu erweisen…

Das ist gar nicht leicht! Das ist oft Hochleistung!

Genauso wichtig gehört aber auch das Scheitern dazu!

Auch: Schwäche zeigen muß gelernt sein – Auch öffentliches „Nicht-Können“ hat seine Größe! Das erste Öffnen geschieht noch im vertrauten Malsaal.

Die zweite Öffnung in der Kommunikation ist dann das Ausstellen in der Öffentlichkeit. Nicht jeder mag    auch das.

Einige, durchaus „reife“ Malschüler hätte ich sehr gerne mit ausgestellt.

Man muß deren Zurückhaltung aber doch akzeptieren.

Drei Dinge braucht der gute Kurs:

Einen guten Lehrer,

Einige gute Schüler,    auch un-gute auch,     durchaus,

Und ein gutes Haus, in dem das stattfindet.

 

Zum Haus:

Die Volkshochschule Mainz bietet den räumlichen und organisatorischen Rahmen für den Ölmalkurs, und dem Volk somit eine recht günstige Gelegenheit in der wechselnden Gruppe zu lernen.

Sie hat damit einen beständigen Anteil in dem großen kulturpädagogischen Gesamtkomplex. Dafür ist allseits zu danken!

Für das soziale Leben, sogar über die Kommune hinaus, ist dies von hoher Bedeutung!

 

Schalenberg rechts mit dem

langfristig  viele Ausstellungen beobachtenden Sammler Schneider.

Zum Lehrer:

Sven Schalenberg ist ein landesweit bekannter freier Künstler,

der, wie viele seiner Kollegen auch, ohne internationales Management,

vor allem lokal agiert und direkt in seinem Umfeld  die Wirkungsstätte sieht, um den Diskurs über Kunst und Kultur zu wecken.

 

Als Maler ist er vornehmlich im gegenständlichen Motiv tätig,

dabei den starken Bezug zur gesamten Kunstgeschichte betonend,

und pflegt vor allem die klassische Ölmalerei.

 

Ein handicap tritt in den letzten Jahren aber immer mehr in den Weg.

Die 30 Jahre dauernde Erkrankung an multipler Sklerose, kurz MS,

macht, erst langsam, nun stark eskalierend, alle Tätigkeiten mehr  und mehr       sehr     schwer.

 

Zu den Malschülern:

Im Dezember 2016 überraschte mich die aktuelle Gruppe im Mainzer Malkurs

mit einem selbst gestalteten Katalogbuch: Klasse Schalenberg,

Der verdiente Wunsch der Schüler zu einer gemeinsamen Ausstellung,

führte dann auch erst mal zu der stets erweiterbaren Internet-Seite.

Die Webpräsenz:    Schalenberg-Klasse-Malerei.de

wird im steten Prozess weiter über die Malereiklasse informieren.

Einige Teilnehmerstimmen zu dem Ölmalkurs sind richtig klasse!

Dazu sei auf diese wachsende homepage verwiesen…

wwwelche auch immer wieder Lob auch von wichtigen Künstlerkollegen bekommt.

Gleichzeitig wird dies auch eine Unterrichtsplattform für Malerei.

Auch diese Rede ist fortan hier lesbar… nun auch illustriert,

quasi eine online-Führung …

Nach den vermutlich 80 Ölmalkursen in der VHS,

werden wohl an die 6 bis 800 Leute mal zum Malen in Öl gekommen sein.

Zieht man Wiederholungsschüler und die heute sehr treue Stammgruppe ab,

so sind es immer noch sehr viele Teilnehmer.

Eingeladen hier mitzumachen wurden nun all die,

von denen ich noch eine e-mail-Adresse habe.

19 Ehemalige sagten dann zu, und da die Gruppe auch ein aktuelles Bild vom Lehrer ausstellen wollte, haben wir 20 Aussteller.

Viele freundschaftliche Beziehungen haben sich hier entwickelt,

sind auch wieder verflossen, manches bleibt eng.

Da die eigene Malerei stets etwas sehr persönliches ist,   öffnet man sich,

kommt man sich nahe, ist starke Kritik auch schon mal verletzend

und manchmal ist jemand so beleidigt, dass er dann fortbleibt.

Leicht fällt das keiner Seite!

Alt und Jung war dabei, in jeder Stufe der malerischen Reife und Unreife und alle   wurden gleich ernst genommen

und die Erfahrung des Dozenten Jedem angeboten.

Manche Anekdote könnte nun erzählt werden, lange, lange…

Doch lassen wir uns kurz, ganz kurz, auf die Aussteller konzentrieren:

 

Andreas Adam, der,  – Dank sei ihm von Allen -, auch oft noch dazukam, wenn der Kurs mal noch Leute brauchte,  malte nicht nur Technik ,   beeindruckend im Großformat.   Stets ist er erfinderisch und mutig Neues zu probieren…

 

                 

Martin Breuer, der seit 10 Jahren immer wieder kommt,

auch wenn er  längst meine Hilfe nicht mehr nötig hätte,  ist auch Zugpferd für alle. Malerisch höchst interessante Motive des Verfalls und der Wegwerfgesellschaft  geben ihm schon längst einen markanten künstlerischen Standpunkt und Ausstellungen bei den Professionellen.

Ihm müssen wir nochmal besonders danken, für seinen enormen Einsatz in der Organisation dieser Ausstellung, für Grafik-Arbeit, Druckauftrag, Logistik und Hängung.

 

    

 Georg Ehlen, der seine Bilder sogar aus Köln hergebracht hat, konnte auch lange das gleiche Motiv versuchen, ohne sich dabei  zu  wiederholen.

 

Jürgen Gemünden, dem unser Termin stets auch   zum festen Stammdatum geworden ist, mag Erzählung von Geschichte und auch von aktuellem Zeitgeschehen im Bild. Gerade die wichtige Verschmelzung von Inhalt und Form gelingt ihm immer überzeugender…

Manfred Gründler, der irgendwie immer sehr eigenwillige Lösungen findet, ist in der Gruppe der, der die meisten Ausstellungen besucht, und sich gut in der Kunst auskennt. Die Theorie mit der er seine Bilder aufbaut kommt aus diesem Wissen heraus   und dann in seine neue Arbeit hinein.

 

Manfred Halbig, der zum Malen kam und immer mal wieder malen kam… hat den Kontakt auch nie ganz gelassen. Auch seine Bilder zeigen den Spaß der freien Malerei.

 

         

Norbert Haus, ist auch sehr lange dabei. Der Maler, der sich mittlerweile immer so sehr freut, wenn die Gesundheit ihm die Teilnahme auch zulässt,

hatte zu Anfang die begonnenen Bilder seines Vaters vollendet.

Dann hat er bald in jedem Sujet auch ganz neu Großartiges gemalt

und lernte auch, wie Farbe  in Handwerk und in Kunst   eben ganz anders gestrichen sein will.

 

Myriam Duez de Hofmann konnte überraschen, mit welcher ruhigen Ausdauer sie sehr lange an einem Motiv zu arbeiten bereit war. Immer wieder ging sie Verbesserungsvorschläge an. Diese Art Hartnäckigkeit hat sich dann sicher gelohnt, ohne daß das Ergebnis ihre Persönlichkeit verlor. Die bezeugen ihre Bilder nun für länger, die eigene Person.

 

Dieter Kröner starb in 2011, er ist bei vielen unvergessen, – ein sehr markanter Maler. Wissenschaftlich intensiv befasste er sich mit Träumen. Dazu malte er seine Bilder … Wohl hunderten von Träumen hat er ein, vielleicht etwas kryptisches, Bild gegeben. Ohne Hemmungen malte er völlig frei auch Brisantes. In jedem Fall ist diese Arbeit so skurril, wie große Kunst eben nur sein kann. Von ihm Angefangenes kam dann zu mir  und ich versuchte, noch in seinem Geist, dem Fragment ein finish zu geben …

 

Petra Lorenz gelingt das Einbringen ihres sehr kreativen Charakters immer, immer, denn an positiv denkendem Charakter ist sie so voll, daß das Ventil der Malerei gar nicht so sehr viel Steuerung bedarf. Oft genügt da das Bestärken des eingeschlagenen Weges. Auch das gehört zur helfenden Lehre.

 

Volker Mainzer hat das grandiose Bild von unserem Plakat gemalt. Gerade weil hier als neue Antwort auf die Kunstgeschichte ein malereigeschichtliches Bewusstsein drin steckt, bin ich froh, daß auch mein künstlerisches Denken, nun hier wieder anders aufgegriffen wird. Er ist schon sehr lange dabei, und doch hat man den Eindruck, der Gute mache jeden Abend Fortschritte…

 

Wo soll das noch hinführen?

 

Eva Onn ist in ebenfalls sehr charaktervoller Malerei eigentlich sehr frei.

Das ist gut und tut gut zu erleben – diese, ihre Feier des eigenen Augenblicks.

 

Henric Onn war anfangs auch sehr von seinem Mal-Motiv bestimmt. Die folgende intensive Betrachtung der gesamten Kunstgeschichte und das Probieren in anderen Techniken, brachten ihn dann immer wieder dazu die Qualitäten der Ölmalerei anzuerkennen. Während Andere jedes Mal zu vergessen scheinen, behält er doch viele Hinweise noch lange in sich.

 

Gabriele Quadt kann sehr spontan genau das Richtige treffen, ist aber auch immer in der Lage, Erreichtes mutig zu verwerfen, um noch Besseres zu versuchen. Solche Lockerheit tut den Bildern sichtlich gut. Sie erzählen in Farbe und Form von einem angenehmen Gemüt.

 

Patricia Richert kam auch sehr inhaltsbestimmt zur Malerei. Mittlerweile sieht sie, daß die formelle Umsetzung genauso wichtig ist, wie die Aussage und arbeitet daran mit Erfolg und wachsender Lust. Ihr mitfühlendes Engagement tut der gesamten Gruppe gut.

 

Sven Schalenberg hängt mit einer ganz aktuellen Arbeit, frei in Antwort auf Michelangelo’s Londoner Grablegung.

 

Sabine Schedler malt Krüge, Früchte und Blüten in einer fast jenseitigen Zartheit, dass Einen schon die Ewigkeit grüßt. Trotz dem reifen Stil, konnten Hinweise sie immer noch mal weiter bringen, ohne ihr die Flügel zu brechen.

 

Britta Schwarting, die sehr neugierig auf  die Grundlagen der Malerei kam, hat sich in Fleiß bald dann schon in angehende Professionalität aufgeschwungen und  geht ihren Weg sehr kontinuierlich…

 

Matthias Uhlig, ist engagiert mit den kritisch-politischen Gewalt-Motiven, die er aus den fast-foot-Medien heraus, nun gerade durch aufwendige Malerei noch mal neu gesehen haben will… Er will auch klar etwas im Betrachter bewegen. Dazu dient ihm die zeitlos ästhetische Ölmalerei. Klasse, daß auch eine solche Position versucht, das Leid in eine schöne Form zu gießen.

 

Max Watzka, kam gleich zusammen mit dem Sohn, blieb dann länger und seine damalige Malfreude wird im Bild heute noch immer sichtbar.

Sie alle haben alle sehr verschiedene, sehr eigene Bilder gebracht,

eigen in Handschrift Duktus und Motivwahl. Stille und schreiende Botschaft ist dabei, Experimentelles und wissenschaftliche Grundlagenforschung sind drin.

Historisches Bewusstsein kommt nicht nur durch Kunstgeschichte und alte Foto-Vorlagen. Der Querschnitt ist Spiegel der ganzen Gesellschaft. Bilder sind immer Kommunikation. Ein Christus, Feuer, Gewalt, Schrott, oder das Welken von Obst und Blüte sind Aussagen, vorrangig.

Genauso wichtig werden aber auch die malerischen Umsetzungen

in Strich, Fleck, Ton und Pinselzug. Auch das spricht!

Letztendlich am Meisten!

Nun hat das Publikum die Freude, jene Feier des persönlichen Momentes nachzuspüren… im Foyer

und in den drei Stockwerken des Haus A.

Unten die „Dinge“, also Stilleben von Schrott bis Skulptur …

     

in der Mitte die Landschaftsmalerei

      

und oben Portrait und Mensch.

 

Sven Schalenberg, 23.08.2019, aktualisiert am 20. 9. 2019

weiter gehts …

mit der aktuellen Malerei-Gruppe VHS 2019-September